Auf Norderney: Geisterschiff strandet an der deutschen Inselküste
Wie dieses Geisterschiff auf Norderney gestrandet ist und wieso Schaulustige massenweise dort hin pilgern, erfährst du in diesem Artikel.
Auf Norderney, eine deutsche Insel, die eher selten in den Schlagzeilen steht und eher für ruhige Strandspaziergänge und ein gemütliches Leben bekannt ist, erhielt diesmal eine ganz besondere Überraschung. Die Inselbewohner*innen haben nämlich einen ziemlich unerwarteten Besuch bekommen, der auf jeden Fall für große Verwunderung gesorgt hatte. Es strandete nämlich am Montag, den 6. November 2023, auf einmal eine Art Geisterschiff, dass lustigerweise extrem an das Piratenschiff aus „Fluch der Karibik“, die „Black Pearl“ erinnern soll. Doch wo kommt dieses Schiff her, was macht es auf Norderney und was wird damit passieren? In diesem Artikel erfährst du es.
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Der Kapitän des Schiffes lehnt Gespräche und Hilfe ab.
Der Kapitän (oder auch der „Skipper“ genannt) wurde von den Inselbewohner*innen als eher eigenbrödlerisch beschrieben, er bliebt aber unverletzt. Allerdings ist er nicht bereit, sich von Polizei oder Helfer*innen helfen zu lassen, da er der Meinung ist, das Schiff stelle überhaupt keine Gefahr dar. Das dient natürlich zur Belustigung der Inselbewohner*innen und Besucher*innen auf Norderney.
Doch wie kam das Schiff überhaupt nach Norderney und wie konnte es dort stranden? Das kannst du auf der nächsten Seite erfahren. Die Polizei hat sich nämlich offiziell auch noch dazu geäußert.
Der Motor des Bootes scheint defekt zu sein.
Eine Polizeisprecherin meldet sich zu Wort und erklärt, dass der Motor des Bootes wohl defekt sei und das Boot keinen Anker besitzen würde. Ohne Hilfe würde der Bootfahrer wohl nicht einfach so wegkommen können. Doch auch die Geschichte hinter dem Boot soll etwas mysteriös sein. Informationen zufolge handelt es sich wohl bei dem Schiff um einen Eigenbau, der in der letzten Woche schon im Hafen der Nachbarinsel Juist gelegen haben soll. Andere haben das Schiff vor einigen Wochen wohl bereits in Groningen, Niederlande, gesichtet.
Die Tourist*innen und Inselbewohner*innen haben auf jeden Fall einiges zum Staunen.
Schaulustige pilgern zum Badestrand, um sich das Spektakel anzuschauen.
„Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein Segelschiff bei uns strandet“, so ein Sprecher der Insel. Der Segler sei wohl zunächst auf der Nordsee unterwegs gewesen, sagte die Polizei. Woher der Mann allerdings genau stammt, war zunächst einmal nicht bekannt. Nun lebe er offenbar auf dem Schiff am Strand der Insel, was für ihn kein Problem darstelle, denn er habe auch in der Vergangenheit schon öfter auf seinem Boot gelebt. Der Segler lockt nun derzeit viele Schaulustige an und erzählt ihnen Geschichten aus seinem Leben. Wie das Boot den Strand wieder verlassen soll, ist unklar. Der Skipper will den Kahn aber wohl loswerden.
Diese Strandung ging noch gut aus. Doch bei einer älteren Strandung in der Nordsee sieht das anders aus ...
Altes Schiffswrack vor Sylt gibt Rätsel auf
Im Jahr 2016 wurde im nordfriesischen Wattenmeer ein altes Schiffswrack entdeckt. Die Westküste vor der Nordseeinsel Sylt ist ein wahrer Schiffsfriedhof. Seit dem Jahr 1630 wurden hier zu insgesamt 366 Strandungen von Schiffen gezählt, die Dunkelziffer ist vermutlich höher. Das Wrack des Schiffes, dass oben auf dem Bild zu sehen ist, wurde durch die aufgewühlte See und das anschließende Niedrigwasser freigelegt. Besucher*innen des Wattenmeers werden gebeten, es nicht anzufassen.
Doch was weiß man heute über das Schiff?
Wie alt ist das Wrack vor Sylt wirklich?
Das Land Schleswig-Holstein hat das Wrack von Archäolog*innen untersuchen lassen. Dabei kam heraus: Es handelt sich um die Überreste eines für das Wattenmeer typischen Plattbodenschiffs, das in Kraweelbauweise konstruiert wurde und vermutlich aus dem 17. oder 18. Jahrhundert stammt. Es wird vermutet, dass das Schiff beim Umfahren der Insel auf Grund gelaufen ist. Die genaue Position des Fundortes deutet darauf hin, dass das Wrack über Jahrhunderte unter den Dünen des südlichen Sandhakens verborgen lag. Ein Vergleich mit der Königlich Preußischen Landesaufnahme zeigt, dass der heutige Fundort vom ursprünglichen Strandungsort an der südöstlichen Küste abweichend ist.
Und es wurde noch mehr bekannt:
So wurde das Schiff gebaut
Die Archäolog*innen fanden außerdem heraus, als bei einer Besichtigung war das Wrack über eine Länge von etwa 10 Metern sichtbar waren, dass Teile der erhaltenen Spanten und der Bodenplanken durch die Lagerung Verformungen aufwiesen, während andere Bereiche des Schiffs weiterhin unter Sand lagen. Auf einer Seite des Rumpfes ist wahrscheinlich die Kimm, der Übergang des flachen Schiffsbodens zur Bordwand, sichtbar, und eine Kimmplanke von 38 cm Breite und 7 cm Dicke ist erhalten geblieben. Die Verbindung der Planken war durch Hakenlaschen sichtbar. Die Schiffskonstruktion, die hauptsächlich durch Holznägel verbunden ist, verwendete schnell gewachsene Eichen, teilweise noch mit anhaftender Rinde, sowie Nadelholz. Der unregelmäßige Verlauf der Spanten zeugt von der Schalenbauweise des Schiffs.
Da fragen wir uns: Wozu wurde dieses Schiff wohl verwendet?
Wozu wurden Plattenbodenschiffe genutzt?
Plattbodenschiffe wurden im 17. und 18. Jahrhundert vor allem für den Transport von Gütern in flachen Gewässern und entlang der Küsten eingesetzt. Ihre flache Bauweise ermöglichte es ihnen, in seichten Gewässern zu navigieren, die für tiefere Schiffe unzugänglich waren. Sie waren optimal für den Transport von Waren zwischen Küstenschiffen und Binnengewässern. Sie wurden häufig für den Handel mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen, Fisch und anderen Waren verwendet. Viele Fischer benutzten Plattbodenschiffe, um ihre Fangnetze auszuwerfen und Fische in flachen Küstengebieten zu fangen. Plattbodenschiffe spielten aber auch eine Rolle beim Transport von Materialien und Gerätschaften, die für den Bau von Küstenschutzanlagen und anderen maritime Infrastruktur benötigt wurden.
Doch warum gibt es in der Nordsee so viele Strandungen von Schiffen?
Warum stranden so viele Schiffe in der Nordsee?
Die Nordsee ist bekannt für ihre tückischen Bedingungen, die viele Schiffe in Schwierigkeiten bringen. Eine Kombination aus starken Strömungen, wechselhaften Wetterbedingungen und flachen Gewässern kann für Schiffsführer eine Herausforderung darstellen. Besonders im Wattenmeer, wo sich Sandbänke ständig verschieben und Untiefen schwer zu erkennen sind, ist die Gefahr groß, dass Schiffe auf Grund laufen. Hinzu kommt, dass die Nordsee aufgrund ihrer geografischen Lage oft von starken Stürmen heimgesucht wird, die selbst erfahrene Seeleute in Bedrängnis bringen können.
Ein weiterer Faktor ist die hohe Verkehrsdichte in den Gewässern. Die Nordsee ist eines der am stärksten befahrenen Meere der Welt, was das Risiko von Kollisionen und Navigationsfehlern erhöht. Historisch gesehen spielte auch die mangelnde technische Ausstattung eine Rolle, da viele Schiffe früher keine modernen Navigationssysteme hatten und somit auf ihre Erfahrung und das Wetterglück angewiesen waren.
Doch welche gestrandeten Wracks in der Nordsee sind besonders bekannt?
Besonders bekannte gestrandete Wracks in der Nordsee
Einige der bekanntesten Wracks in der Nordsee sind faszinierende Relikte vergangener Zeiten. Eines der berühmtesten ist das Wrack der „HMS Invincible“, ein britisches Kriegsschiff, das 1801 vor der Küste von Texel, Niederlande, sank. Ein weiteres bekanntes Wrack ist die „SS Richard Montgomery“, ein amerikanisches Frachtschiff, das 1944 vor der Küste von Sheerness in England strandete. Bis heute ist das Wrack wegen seiner explosiven Ladung eine potenzielle Gefahr.
In deutschen Gewässern ist das Wrack der „Gustloff“ besonders berüchtigt. Die „Wilhelm Gustloff“ war ein deutsches Passagierschiff, das 1945 von einem sowjetischen U-Boot versenkt wurde und dabei Tausende von Flüchtlingen mit in die Tiefe riss. Auch das Wrack der „Johanna“ vor der Insel Wangerooge ist ein bekanntes Beispiel; es stammt aus dem 19. Jahrhundert und ist ein beliebtes Ziel für Taucher*innen.